Zug von Distrikt 4

Der Sessel war verdammt bequem, aber mir war ein bisschen kalt. Deshalb stand ich auf, um mir eine Decke zu suchen. Als ich nach einer viertel Stunde immer noch keine gefunden hatte, ging ich gefrustet zurück zu meinem Stuhl. Auf einmal lag da eine Decke. Irgendwie war das gruselig, andererseits freute ich mich darüber. Ich wickelte mich darin ein und machte es mir wieder bequem. Meine Augen wurden immer schwerer, aber ich wollte noch wach bleiben, bis der Junge kam. Ich korrigierte mich in Gedanken. James Warily. Er heißt James. Seit er gezogen wurde, wusste ich seinen Namen. Ob er meinen auch wusste? Er sah ziemlich in Gedanken versunken aus, als er auf der Bühne stand.

Nach ein paar Minuten wachte ich allerdings wieder auf. Mein Kopf dröhnte ein wenig uns es fühlte sich an als wenn ich Liter weise Alkohol getrunken hatte. Etwas wackelig auf den Beinen, stand ich wieder auf uns verlies mein Zimmer. Der Zug war viel größer als ich ihn mir immer vorgestellt hatte... Und irgendwie auch besser. Hier lies es sich doch in den Tod reisen. Als ich die zwei personen entdeckte, hielt ich an und mussterte beide. Die eine Person war das Mädchen das mit mir in das Kapitol reiste, die andere kannte ich nicht. Aber ich war ja höflich. „ Guten Tag.“ Sagte ich zu der fremden Person. Dem anderen Mädchen nickte ich einmal kurz zu. „ Dürfte ich wissen wer sie sind?“

Ähh Taktik? Was denn für eine Taktik... Wir waren gerader erst losgereist und schon sollten wir über die Hungerspiele reden? Ich verzog etwas mein Gesicht nickte dann aber zustimmend. „ Wie soll es mir denn schon gehen? Ich glaube den Umständen entsprechend gut...“ Immernoch nagte die gerade überwundene Krankheit an meinen Kräften. „ Wie sieht denn die sogenannte Taktik aus?“ Fragte ich die Frau die so weit es schien Maria hieß und setzte mich dann auf einen weiteren Sessel. Dieser war allerdings nicht rot sondern in einem matt schimmernden Blau. Etwas Müde lies ich mich in den Sessel sinken und sah die beiden an. Erst zu dem einen Mädchen dann zu Maria.

Als die Frau reinkam, hob ich meinen Kopf. Ich erwiderte ihren Gruß nicht. Ich war zu erschöpft. Kurze Zeit verging, als James kam. Unsere Mentorin, Maria, stellte ein paar Fragen, aber ich ignorierte sie einfach. Ich war zu müde und zu schlecht gelaunt. Ich hatte eigentlich keinen Besuch erwartet, aber dennoch nahm es mich mit, dass wirklich keiner gekommen war, um mich zu verabschieden. Auf einmal sagte Maria etwas, dass mich interessierte. Sie sprach das Mädchen vom Platz an, dass ich auch am Strand gesehen hatte. Ich hörte aufmerksam zu und wartete auf James' Antwort.

Ich überlegte kurz ob ich es ihr sagen sollte. Warum wollte sie es überhaupt wissen? „ Sie ist ähm... Eine gute Freundin von mir warum?“ Sagte ich und versuchte meine Mentorin an zu lächeln. War sie es wirklich der ich mein Leben anvertrauen sollte? Aber wenigstens sah sie Vertrauens erweckend aus. Wie wohl die Strategie von dem anderen Mädchen aussehen würde? Mich wunderte es das ich noch immer nicht ihren Namen wusste. Irgendwie hatte ich immer dann nicht aufgepasst wo anscheinend ihr Name gezogen wurde. „ Wie war noch gleich dein Name...“ Fragte ich nun das blonde Mädchen und drehte ich zu ihr. Vielleicht sollte ich ein bisschen mehr über sie erfahren befor ich in die Arena musste.

"Camilla" antwortete ich knapp. Als Maria fragte, ob wir schonmal gekämpft hatten musste ich nicht lange überlegen. Ich musste mich seit meinem 12. Lebensjahr selbst ernähren, natürlich konnte ich kämpfen. Ich sah sie an und war schon kurz davor zu nicken. Doch plötzlich hatte ich ein komisches Gefühl. Ich atmete tief durch und sagte dann: "Nicht wirklich oft."
Nun wartete ich auf James' und Maria's Reaktion.

Erfahrung ja? Sicherlich hatte ich ein wenig erfahrung mit dem Umgang eines Speeres. Schließlich war ich früher oft mit meinem Vater fischen gegangen und hatte lange und hart mit diesem Ding trainiert. Aber ob man es wirklich als Waffe bezeichnen konnte? Eines war jedenfalls klar, man konnte mit einem Speer Menschen töten und das dürfte mir soweit reichen. „ Ich bin früher oft mit meinem Vater fischen gegangen und hab dem entsprechend Erfahrung mit dem Umgang eines Speeres.“ Antwortete ich dann auf ihr Frage. Camilla also... Wieder kamen die Erinnerungen an Camille zurcück. Die beiden Namen ähnelten sich sehr aber Camilla und Camille waren von Typ her ganz verschieden. Camilla war mir irgendwie unsympatisch aber vielleicht war sie ja doch recht nett, das konnte man ja erst sagen wenn man sie genauer kennen gelernt hatte.

Er konnte fischen? Wow. Irgendwie fand ich das beeindrucken. Ich selbst hatte es nie gelehrnt, da mich mein Vater nicht mochte. Ich war schon immer irgendwie mir selbst überlassen worden, aber erst ab 12 musste ich auch wirklich ums Überleben kämpfen. "Ob fischen wohl einfach geht?"
Mist, das hatte ich jetzt aber nicht laut gesagt, oder? Ich wurde rot und sah mal lieber schnell woanders hin. Wenn ich es laut gesagt hatte, dann hatten sie mich gehört. Schließlich war es hier, abgesehen von dem Rattern des Zuges, still.

Ich war froh, dass keiner nachfragte, warum ich das gesagt hatte. Ich blickte aus dem Fenster und sah die Menschenmengen. Dann kann ich meine Rolle ja gut spielen. Ich hasste Menschenmengen. Ich war schon immer allein gewesen, sei es daheim oder unterwegs. Selbst unter Menschen war ich irgendwie allein. Ich hatte es nie darauf angelegt Freunde zu bekommen. Ich wollte auch keine. Der Gedanke daran, wieder enttäuscht werden zu können, schreckte mich ab. Große Menschenmengen schüchterten mich ein. In diesem Fall war das ganz gut. Ich ging zur Tür und wartete auf James.

Ich sollte also den starken spielen. Super Sache. Ich war noch nie ein wirklich guter Schauspieler gewesen und hatte keine Ahnung ob ich das auf die Reihe bekommen würde. Ein seufzten kam über meine Lippen und auch ich blickte aus dem Fenster. Die ganzen Menschen die dort standen verunsicherten mich. Was ist wenn ich den Ansprüchen nicht gerecht werden konnte? Als der Zug angehalten hatte, stand ich langsam auf und begab mich zu dem blonden Mädchen. Zu einem kleinen Lächeln konnte ich mich zwingen, bis schließlich die Tür aufging. Für einen kurzen Moment schloss ich meine Augen. Du kannst es schaffen James... Als ich meine Augen wieder öffnete, lag ein kleiner Glanz in ihnen. Vorsichtig schritt ich aus dem Zug und sah mich um. Überall umringten mich Menschen und trennten mich so von den anderen beiden. Das Licht das von den Kameras ausging, tat mir in meinen Augen weh, sodass ich sie zu kneifen musste und mir die Hand vor die Augen hielt. Wie ich Fotos hasste.

James trat neben mich. Ich sah kurz zu ihm. Dann atmete ich tief durch und lächelte schüchtern. In diesem Moment ging die Tür auf. Ich war schon ein paar Schritte gegangen, als das Blitzlichtgewitter losging. Ich wich zurück und knickte mit dem Fuß um. Ich verlor mein Gleichgewicht und fiel hin. Mir schoß das Blut ins Gesicht und ich spürte, wie ich rot wurde. Schnell rappelte ich mich wieder auf und holte James wieder ein. Meinen Blick hielt ich auf den Boden gerichtet. Das erste Mal, dass es mich störrt, was andere denken.

Beunruhigt bahnte ich mir ein Weg durch die Menge. Immer weiter geradeaus, das hatte mein Vater mir damals immer gesagt als wir fischen waren und das Wetter vielleicht nicht so gut war als sonst.Doch als ich einen dumpfen Ton hörte, blieb ich stehen und blickte mich um. Hinter mir stand Camilla. Sie hatte einen hochroten Kopf was mich irgendwie amüsierte. „ Alles in Ordnung bei dir?“ Fragte ich sie und lächelte leicht. Ich wollte sie in so einer Situation nicht angrinsen oder gar auslachen. Das würde alles nur noch verschlimmern. Also ergriff ich ihre Hand und versuchte das Ende der Menschenmenge zu finden. Und bald hatten wir es erreicht. An dieser Stelle taten sich die Menschen auf und machten einen großen Bogen um ein Fahrzeug. In solch eines tarten die Tribute immer ein. Das wusste ich, schließlich hatte ich die anderen Hungerspiele früher schon immer mitverfolgt.

Ich war dankbar, als James meine Hand nahm und uns einen Weg durch die Menge bahnte. Wir waren an einem Gebäude angekommen und in einen Aufzug gesetzt. Bis zum 4. Stockwerk blieb ein Friedenswächter bei uns. Dann mussten wir aussteigen und wurden auf unsere Zimmer gebracht. Ich wollte James noch Tschüss sagen, aber ich schaffte es nur zu winken. Er musste mich jetzt wohl für komplett bekloppt halten.

--> Haus der Tribute, Stockwerk 4